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Über sexuellen Missbrauch


Es spielt keine Rolle, wie oft jemand sexuell belästigt, vergewaltigt, berührt oder nur mit Worten oder Bildern sexueller Handlungen Erwachsener oder älterer Kinder geworden ist.
Ein Haus, das mit einer Abrissbirne zerstört worden ist, wird nicht „zerstörter“, wenn die Abrissbirne noch 20mal über das Haus donnert. Zerstört ist zerstört! Und so vielfältig die Menschen sind – ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene – so vielfältig sind auch die Auswirkungen und der Umgang mit der entstandenen Zerstörung. Und genauso vielfältig ist die Aufarbeitung. Es gibt da kein richtig oder falsch. Es gibt keine zwei Wege, die gleich verlaufen.

Jeder Mensch reagiert anders: die einen bei der Tat oder den Taten mit Flucht oder Fluchtversuchen, andere mit totaler Starre. Andere bei Flashbacks reagieren mit Flucht oder Starre. Die meisten entwickeln ein Vermeidungsverhalten: Alles, was Erinnerungen hervorrufen könnte, wird unbewusst gemieden. So hält sich der Schaden etwas in Grenzen. Aber diese Grenzen funktionieren meist nicht ein Leben lang und irgendwann werden sie zu Hindernissen.
So lebenserhaltend und sinnvoll die wundervollen Überlebenstechniken des Menschen sind: irgendwann werden sie das echte Leben abhalten. Nämlich dann, wenn keine echte Gefahr mehr droht und trotzdem die Vergangenheit noch so viel „mitredet“! Neues Verhalten kann man erst lernen, wenn man altes ablegen kann. Und das braucht sehr viel Vertrauen in sich selbst, was man erst mal lernen muss! Bei sexuellem Missbrauch wird das Vertrauen mit zerstört. Wie soll man da vertrauen? Anderen Menschen, sich selbst?
Harte Arbeit an sich selbst und immer Thema „sexueller Missbrauch“ wo man ist, was man tut. Nur noch: in einem, um einen. Es scheint nichts anderes mehr zu geben in einer gewissen Phase der Aufarbeitung. Und das hat nichts mit bewusster Entscheidung zu tun. Bei den meisten ist es einfach so. Es gibt nichts anderes mehr auf der Welt, in der eigenen Welt, in den eigenen vier Wänden…